Kontrollverlust
Er mag Joy Division, les ich in seiner Mail. Ich springe darauf an und frage ihn, ob wir uns zum Kino verabreden und Control ansehen wollen. Die Internetseite, über die wir uns schreiben, dient dem Zweck, Menschen für gemeinsame Verabredungen zusammenzuführen. So ist das heute.
Ja, ich habe einen Freund und ja, ich finde es trotzdem in Ordnung, wenn ich mich mit anderen Männern treffe. Ich möchte nicht zwingend Männer, aber neue Leute kennenlernen. Dieser Satz ist so ausgelutscht. Ist aber eben so.
Ich laufe zum Lieblingsfalafelmann gegenüber des Kinos und da steht er schon. Bei Blind Dates erkennt man sich doch immer, auch ganz ohne Blume im Knopfloch und Zeitung unterm Arm. Ich spreche ihn fragend mit dem Namen an, von dem ich glaube, das es seiner ist, und stelle mich vor. Wir bestellen Schawarma, Halloumi und Bier. Nach dem wir uns mit den Flaschen in der Hand zugeprostet haben, fragt er mich, ob ich so was öfters tue. Auch diese Frage kenn ich schon. Bei Internetverabredungen muss man sich eben erst mal durch einen Fragenkatalog durcharbeiten, das gehört zum Programm. Aber das Thema langweilt mich und ich will es schnell abhandeln. Trotzdem erzähle ich, wie mich vor einigen Wochen ein Typ im Internet belästigt hat. Er hat mich sozusagen von Seite zu Seite verfolgt. Spuren hinterlassen wir wohl überall. Auch als ich ihm schrieb, dass er mir zunahe tritt, mich mit seinen Mails nervt und ich verlangte, dass er dem ein Ende setz, gab er noch nicht sofort auf. Ich redete mich in Rage und wollte der Sache nun doch ein Ende setzen, mit einem Scherz vielleicht. Aus der Situation heraus sagte ich „Aber vielleicht bist du das ja.“ Er hält sein Schawarma in der Hand, „Ja, ich bins.“ Wie reagieren in so einer Situation? Ihn in den Arm nehmen und ihn ‚kleiner Irrer’ nennen? Aufstehen, ihm den Salat ins Gesicht hauen und den Laden szenenhaft verlassen? Die Polizei rufen? Hunger hab ich keinen mehr. Ich trinke mein Bier aus und sage ihm, dass ich nun jetzt nicht mehr mit ihm ins Kino gehen werde. Er versucht nicht wirklich, sich zu erklären, erwarte ich auch nicht. Er spricht davon, dass er es eben einfach noch mal probieren wollte und das dies hier ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein könnte. Wunderbar scheint die Welt zu sein, in der er lebt. Ohne Grenzen, auch nicht zu der Privatsphäre anderer Menschen.
Auf dem Nachhauseweg drehe ich mich lieber einmal mehr um. Nimmt er dieselbe Bahn wie ich? Was weiß er noch über mich?
Ich lösche meinen Account und kann nur hoffen, damit auch sein unerklärliches, unbegründetes, schattenhaftes Interesse an mir zu löschen. FREAK!
Ja, ich habe einen Freund und ja, ich finde es trotzdem in Ordnung, wenn ich mich mit anderen Männern treffe. Ich möchte nicht zwingend Männer, aber neue Leute kennenlernen. Dieser Satz ist so ausgelutscht. Ist aber eben so.
Ich laufe zum Lieblingsfalafelmann gegenüber des Kinos und da steht er schon. Bei Blind Dates erkennt man sich doch immer, auch ganz ohne Blume im Knopfloch und Zeitung unterm Arm. Ich spreche ihn fragend mit dem Namen an, von dem ich glaube, das es seiner ist, und stelle mich vor. Wir bestellen Schawarma, Halloumi und Bier. Nach dem wir uns mit den Flaschen in der Hand zugeprostet haben, fragt er mich, ob ich so was öfters tue. Auch diese Frage kenn ich schon. Bei Internetverabredungen muss man sich eben erst mal durch einen Fragenkatalog durcharbeiten, das gehört zum Programm. Aber das Thema langweilt mich und ich will es schnell abhandeln. Trotzdem erzähle ich, wie mich vor einigen Wochen ein Typ im Internet belästigt hat. Er hat mich sozusagen von Seite zu Seite verfolgt. Spuren hinterlassen wir wohl überall. Auch als ich ihm schrieb, dass er mir zunahe tritt, mich mit seinen Mails nervt und ich verlangte, dass er dem ein Ende setz, gab er noch nicht sofort auf. Ich redete mich in Rage und wollte der Sache nun doch ein Ende setzen, mit einem Scherz vielleicht. Aus der Situation heraus sagte ich „Aber vielleicht bist du das ja.“ Er hält sein Schawarma in der Hand, „Ja, ich bins.“ Wie reagieren in so einer Situation? Ihn in den Arm nehmen und ihn ‚kleiner Irrer’ nennen? Aufstehen, ihm den Salat ins Gesicht hauen und den Laden szenenhaft verlassen? Die Polizei rufen? Hunger hab ich keinen mehr. Ich trinke mein Bier aus und sage ihm, dass ich nun jetzt nicht mehr mit ihm ins Kino gehen werde. Er versucht nicht wirklich, sich zu erklären, erwarte ich auch nicht. Er spricht davon, dass er es eben einfach noch mal probieren wollte und das dies hier ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein könnte. Wunderbar scheint die Welt zu sein, in der er lebt. Ohne Grenzen, auch nicht zu der Privatsphäre anderer Menschen.
Auf dem Nachhauseweg drehe ich mich lieber einmal mehr um. Nimmt er dieselbe Bahn wie ich? Was weiß er noch über mich?
Ich lösche meinen Account und kann nur hoffen, damit auch sein unerklärliches, unbegründetes, schattenhaftes Interesse an mir zu löschen. FREAK!
shine.on - 17. Jan, 22:24