Und ich dachte schon, ich bin glücklich

Ich rauchte eine Gudang Garan und merkte, dass ich nicht glücklich bin. Die Leute tanzten zu dem Song von Peter, Paul und John oder so, indem die immer so pfeifen. Die Nummer lief, als ich das letzte Mal bei meiner Liebe, die sich als Enttäuschung und Bluff herausstellte, war, um sein Buch gegen meinen Fön zu tauschen. Damit war alles getan, alles gesagt. Wir lächelten uns an, ohne dass ich wusste, was sein Lächeln zu bedeuten hatte. Danach vollendete ich meine Aktion Bushaltestelle, der Grund meines Lachens, hängte lächerliche Fotos von ihm in der Bushaltestelle auf. Das ist jetzt eine Woche her. Seit dem habe ich nichts von und nichts über ihn gehört. Das ärgerte mich, denn ich wollte, dass es weh tut. Ich wollte, dass es ihm so weh tut, wie er mir weh getan hat oder dass er sich zumindest sehr ärgert und vor Scham in einem dunklen Erdloch verkriechen will. Eine kindische Sichtweise der Dinge. Aber ich hatte keine Ahnung, was 250 km von mir entfernt vor sich ging. Vielleicht besser so.
Seit einer Woche bin ich leer, laufe auf der Suche nach Erklärungen meinem Unterbewusstsein hinterher. Ich schmolz in den Händen meiner Affäre reloaded und kann mich nur noch in Umrissen an nackte Körper auf dem kalten Ledersofa erinnern. Irgendwas an diesem Tag lief falsch. Sex ist Krieg. Doch ich will keine Kriegerin sein.

Ich habe es versucht. Ich kann nicht gut Fenster putzen. Überall Schlieren und ich sehe noch immer nicht klarer.
Ich beobachte mich von außen und will wieder zu mir zurück.

small things are big.
and huge things are small.

Das Telefon ist still. Die letzte Nachricht auf dem Anrufbeantworter hat die Zeit gelöscht. Es war ein Exfreund von mir, der mir von seinem neugeborenen Sohn berichten wollte. Seine Stimme klang sachlich, wie früher, doch irgendwie fremd. Ich rufe meine E-Mails ab und empfange keine Neuigkeiten. Den Fernseher habe ich ausgeschalten, die Fratzen aus dem Big Brother Haus haben mich gelangweilt. Mein PC bastelt mp3s für unterwegs und alles was ich höre ist sein Murren und das Rauschen des Windes in den Blättern der Bäume durchs offene Fenster. Sie scheinen Regen anzukündigen. Und mein Rad steht draußen vorm Haus, weil ich heute zu faul war, es in den Keller zu tragen. Ein Flugzeug fliegt vorbei. Nimm mich mit, Flieger! Zeige mir dir Welt und bring mich zu den Sternen.

"Unser Leben ist
nicht das, was geschah,
sondern das,
woran wir uns erinnern
und wie wir uns
daran erinnern."

Gabriel García Márquez

„Kommst du ein bisschen rüber, kuscheln?“ Um seine Einladung zu unterstreichen, hebt er seine Bettdecke an und zeigt so den Weg. Ich verlasse die Schutzhülle meiner Bettdecke und berühre mit meiner Hand seine nackte Haut und drücke meinen Körper an seinen. Plötzlich bin ich wieder neunzehn und mein Herz pocht wie vor neun Jahren, als ich ihn schon einmal so berührte. Damals war ich neugierig, wollte wissen, wie es mit einem anderen Mann ist. Mein Freund merkte damals nicht, dass ich ihn betrogen habe und ich war um mehr als eine Erfahrung reicher.
Am Morgen erzählt er mir, ich hätte im Schlaf immer den Bauch eingezogen, wenn er mich streichelte. Wir reden über unsere Liebe und wie es ist, seit dem sie vorbei ist. Das und das hier sind ein Paar verschiedene Schuhe. Wir schlafen miteinander, weil wir es wollen und ich wissen möchte, wie sich wachgekitzelte neun Jahre alte Erinnerung anfühlt. Doch es fühlt sich neu an. Eine Kuschelnummer. Nur Haut auf Haut. Nur Sex

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rilke

Krass. Krasser. Am Krassesten.
Krank. Kränker. Am Kränkestens.

Wie kann ich denn jetzt morgen aufstehen, den Tag begrüßen und das Leben leben?

So viele Geschichten gehört.
So viele Umarmungen umarmt.
So viele Ratschläge bekommen.
So viele Fragen ungefragt gelassen.
So viele Augen bestaunt.
So viele Baustellen aufgewühlt.

Ein paar Feiertage zu Hause.

Wenn ich gerade die Liebe zum greifen nahe fühle und mich in ihren sanften Mantel wiege, dann kann das doch alles nicht so falsch sein.